[Gastbeitrag]
Erfurt – meine Heimatstadt. Auch wenn ich mittlerweile nicht mehr dort lebe, verbinde ich doch so einiges mit dieser Stadt im Herzen des Landes. Mit knapp 200.000 Einwohnern ist Erfurt die größte Stadt in Thüringen und auch dessen Landeshauptstadt.
Aber genug mit reinen Fakten und Zahlen. Ich möchte euch heute Erfurt als die Stadt vorstellen, in der ich meine gesamte Schulzeit verbracht habe, in der ich meinen ersten Kuss bekommen habe und das erste Mal mit Freunden abends weg gegangen bin.
Der Alte Angerbrunnen wurde 1890 fertiggestellt. Er stellt die beiden Grundlagen der modernen Metropole Erfurt im 19. Jahrhundert dar, den Gartenbau und die Industrie.
An diesem nachts hell erleuchteten Brunnen hatte ich mein erstes wirkliches Date. Ich stand dort ganz aufgeregt und wartete auf meine Verabredung. Das ist jetzt zwei Jahre her – heute wohnen wir zusammen.
Die Thüringer Staatskanzlei hat ihren Sitz in der Erfurter Altstadt. Neben den Aufgaben der Staatskanzlei nimmt die Behörde die Aufgaben des Ministeriums für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten wahr. Auch wenn die Staatskanzlei erst 1990 als solche eingerichtet wurde, besteht das Gebäude selbst seit 1719.
Mit vierzehn Jahren erlebte ich im Hof des Gebäudekomplexes meine erste große Familienfeier anlässlich meiner Jugendweihe. Da ein Teil meiner Familie aus Frankreich stammt, war dieser Tag ein einziges mit Händen und Füßen kommunizieren zwischen den beiden Familien. Für mich war es trotzdem unvergesslich.
Der Erfurter Dom ist wohl das bekannteste Wahrzeichen der Stadt. Zusammen mit der Severikirche steht das beeindruckende Bauwerk seit dem 8. Jahrhundert auf dem Domplatz. Die größte Glocke des Domes, die Gloriosa, ist die größte freischwingende Glocke der Welt. Sie wiegt 11.450 Kilogramm. Vierzehn Kinder könnten sich darunter verstecken. Um die Glocke zu schonen, wird sie heute nur noch zu besonderen Ereignissen und kirchlichen Feiertagen geläutet.
Über 70 Treppen kann man den Dom erreichen und von innen besichtigen. Jährlich finden auf diesen Treppen die Domstufen Festspiele in Form eines Open Air Festivals statt. Drei Wochen lang können die rund 30.000 Besucher der Musik lauschen. Sicher könnt ihr euch vorstellen wie beeindruckend es ist, Arien von Mozart unter freiem Himmel mit dieser wunderschönen Kulisse zu erleben. Der Domplatz selbst dient heute (wie früher) als Marktplatz und zu bestimmten Zeiten im Jahr als Rummel. In der Adventszeit verwandelt sich der Platz zu einem der größten Weihnachtsmärkte Deutschlands und zählt Besucher aus allen Orten des Landes.
Es ist wirklich schwer einen besonderen Moment am Dom zu finden. Eines Abends kam ich von einer Feier nach Hause. Es schneite und die ganze Stadt war zwar hell erleuchtet aber menschenleer. Auch wenn ich eigentlich in eine ganz andere Richtung hätte gehen sollen, fand ich mich plötzlich nachts um 1 vor dem riesigen, beleuchteten Dom wieder. Im Scheinwerferlicht tanzten die Schneeflocken und alles war so ruhig. Das war irgendwie ein ganz besonderer Moment.
Den besten Blick über die Stadt hat man, wenn man den Petersberg und die dazugehörige Zitadelle besucht. Sowohl tagsüber als auch nachts gibt es hier einiges zu sehen. Ich persönlich konnte mich nie entscheiden, welches Erfurt ich am liebste habe. Nachts, mit den beleuchteten Straßen und Sehenswürdigkeiten oder Tagsüber mit den Menschen, die im Sommer mit einem Eis in der Hand durch die malerischen Gassen schlendern. Eines steht jedoch fest. Den Petersberg verbinde ich mit etlichen Freitagabenden mit billig Wein und den engsten Freunden, einer tragbaren Musikanalage und Sonnenaufgängen nach einer langen Nacht.
Mit 120 Metern ist die Krämerbrücke die längste vollständig mit Häusern bebaute Brücke nördlich der Alpen. Im unteren Teil der Gebäude findet man viele Galerien, Werkstätten und Cafés, sowie einige eher alternative Boutiquen. In den oberen Stockwerken befinden sich viele Wohnungen. Man muss jedoch wissen, auf was man sich einlässt, wenn man hier leben möchte. Man sollte tolerant sein, denn im Sommer bummeln bis zu 5.000 Touristen täglich über die Brücke.
Ich persönlich verbinde mit der Krämerbrücke das jährliche Krämerbrückenfest. Die Straßen sind dann voller Leben. Künstler, die ihre Gemälde und Keramik verkaufen wollen, warten geduldig auf Käufer. Als Kinde durfte ich mir jedes Jahr einen Edelstein aussuchen. (Die Sammlung habe ich noch heute.)
Diese Zeit im Sommer ist wirklich ganz besonders, da die Stadt wirklich richtig aufblüht und lebt.
Abschließend kann ich sagen, dass Erfurt eine wunderschöne Stadt ist. Ein Besuch lohnt sich vor allem im Sommer, zur Zeit des Krämerbrückenfestes, der Fête de la musique, wenn Musiker überall in den Straßen musizieren, und während der Adventszeit zum Glühwein trinken und Schokoladenerdbeeren essen auf dem Weihnachtsmarkt. Auch wenn Erfurt nicht die größte Stadt ist und man sich als 15 Jährige vielleicht manchmal mehr Großstadtfeeling gewünscht hat, ist es rückblickend toll, dass ich dort meine Jugend verbringen durfte.
Am schönsten finde ich die Altstadt, die in sich geschlossen ist und das mittelalterliche Flair trotz Modernisierung irgendwie bewahrt hat – auf eine schöne, nostalgische Art und Weise. Die Gera fließt durch die gesamte Altstadt und gibt der Stadt einen ganz besonderen Charme. Nicht umsonst wird ein Viertel wird von den Bewohnern klein Venedig genannt.
Carmen bloggt auf carmenschubert.com hauptsächlich über Reisen und Fashion. Dabei präsentiert sie schicke Outfits, die sie geschmackvoll und mit viel Liebe zusammenstelle- da bekommt man gleich Lust, selbst shoppen zu gehen.
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